Tag 10 – 13, Kakadu National Park und Fahrt nach Alice Springs (Aktualisiert)

Gestern abend bin ich nach drei Tagen im Kakadu Nationalpark wieder in Darwin angekommen. Insgesamt war die Tour wirklich super, ich glaube ich hatte richtig Glück mit dem Tourguide und der Gruppe (und im weitesten Sinne auch mit dem Wetter).

Los ging es am Dienstag um 6:45. Leider hatte ich in der Nacht nicht wirklich viel Schlaf, weil einer meiner Zimmermitbewohner eine Kakerlake an der Wand gesehen hatte und deswegen halb-panisch seine sämtlichen Sachen umgepackt hat und sich schließlich mit Smartphone und Taschenlampe in ein anderes Bett gelegt hat. Um 5:43 hat er das Zimmer endlich verlassen, um 5:45 ging mein Wecker, yay. Eine Stunde später traf ich ihn im Tourjeep wieder – er machte die gleiche Tour mit wie ich. 😀 Insgesamt waren wir acht Leute, drei “Pärchen” und zwei Einzelne, plus den Tourguide also neun Leute im Wagen.

Etwas detaillierter: Ein spanisches (oder halb spanisches, halb katalanisches) Pärchen, er ist Arzt, sie hatte glaub ich gerade ihren Job aufgegeben; ein englisches Pärchen, das schon eine ganze Weile in Australien lebt, sie ist Hebamme, er arbeitet für Salvation Army; ein englisches Geschwisterpärchen, das genau wie ich bis Dezember durch Australien reisen will, er war Gasturbinenverkäufer und hat seinen Job für die Reise gekündigt, sie ist Environmental Scientist; und schließlich eine deutsche Tierärztin, die seit ca. einem Jahr Work & Travel in Australien macht. Vom Alter her waren wir alle in der gleichen Größenordnung, Ende 20 bis Mitte 30.

Unser Tourguide war Ende 40, vielleicht 50, Hippie-Typ und engagierter Sea Shepherd Aktivist. Er war gefühlt schon überall in der Welt, hat irgendwas in Richtung alte Kulturen (Begriff entfallen) studiert und hat viele persönliche Aboriginal-Kontakte (die Tourfirma gehörte auch einem Aboriginal). Dementsprechend hatte er auch enorm viel Hintergrundwissen und war sehr leidenschaftlich und immer bemüht bei der Sache.

Unser erster Stop führte uns zu der Crocodile Jump Tour, die ich schon auf meiner Litchfield-Tour mitgemacht hatte. Etwas unglücklich, aber das war mir vorher bewusst, allerdings machen quasi alle Kakadu-Touren diesen Stop, der er am Adelaide River nunmal einfach ideal auf dem Weg von Darwin zu Kakadu liegt. Als Abwechslung gab es diesmal ein größeres Boot und eine andere Mannschaft, sodass es nicht wirklich langweilig war. Vielleicht werden zwei Metern vor einem aus dem Wasser springende Krokodile aber auch nie langweilig. 😉

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Nach weiteren ca. anderthalb Stunden erreichten wir Kakadu, wobei ‘Erreichen’ relativ zu sehen ist, denn der Park ist mit 20.000 km² fast so groß wie Hessen (21.000 km²). Unser erster Stop im Park führte uns nach weiterer Fahrt und Pause mit Lunch nach Ubirr, einem Ort mit vielen Felsmalereien und einer großartigen 360° Aussicht über ein riesiges Areal mit unterschiedlicher Vegetation. Quasi zu jeder Malerei konnte unser Guide die dazugehörige (meist relativ komplexe) Geschichte erzählen; merken kann man sich davon leider nie soviel. Unglaublich ist auch immer wieder das Alter einiger Zeichnungen, mit 30.000 Jahren und mehr. Laut unserem Guide kommt dabei sogar die Carbon Dating Methode an ihre Grenzen, sodass man das Alter der Zeichnung nicht immer nicht-destruktiv bestimmen kann. Ganz oben angekommen hatten wir eine gigantische Aussicht, die leider auf Fotos rein gar nicht rüberkommt. Blöderweise gabs da oben auch keinen Schatten, sodass man quasi gegrillt wurde (36°C im Schatten ist mit Sonne dann doch irgendwann etwas zuviel).

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Danach (war dann schon so 16:30) ging es zum Camp, das wir nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichten. Es bestand aus mehreren Zelten vor Ort und der angeblich einzigen Anlage mit fließend Wasser im Park; duschen ist bei solchen Temperaturen schon echt super. 😉

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Nachdem alle geduscht hatten, gab es einen schönen Abend mit gegrillten Würstchen, Känguru-Burgern und einem Bierchen am Lagerfeuer – mit viel Abstand ums Lagerfeuer, keiner will wirklich noch wärmer werden, die Temperatur bleibt auch nach Sonnenuntergang bei geschätzt über 25°C. In der Ferne konnten wir ein Gewitter (sprich Blitze) sehen, das sah auch atemberaubend aus (konnte man leider nicht sinnvoll fotografieren). Es war noch kein Donner zu hören und über uns war es total klar, sodass man kann sehr viele Sterne sehen konnte. Kurz nachdem wir uns schlafen gelegt hatten, fing es aber an zu regnen. Ich war in einem Zelt mit der Tierärztin und wir hatten uns vorher überlegt, dass es bestimmt viel angenehmer sei wenn wir die Seitenteile vom Zelt öffnen damit der Wind durchziehen kann – dementsprechend mussten wir schnell raus und wieder alles zumachen. Leider stellte sich unser Zelt als nicht so wetterfest heraus. Es war nicht im Boden verankert, sodass die feuchten Seiten immer näher rückten und zusätzlich tropfte es auch durch ein paar Löcher. Die Nacht war nicht so richtig angenehm, ich war oft wach und mein Schlafsack war am nächsten morgen ziemlich durchnässt. Ich habs mal als Erlebnis verbucht und versucht mich nicht weiter drüber zu ärgern…

Durch den nächtlichen Regen war die Temperatur am nächsten Morgen aber sehr angenehm. Nach einem guten Frühstück um halb sieben ging es zu Jim Jim Falls, einem Wasserfall, der allerdings nur in der Regenzeit wirklch ein Wasserfall ist. Jetzt in der Trockenzeit fällt zwar kein Wasser, dadurch ist aber Schwimmen im Fallbecken des Wasserfalls möglich. Der “Plunge Pool” ist von drei Seiten von hohen Felsenklippen umgeben, sodass es sich echt episch anfühlt wenn man auf dem Rücken im Wasser liegen die Klippen hochguckt. Leider hatte ich keine wassertaugliche Kamera dabei 😉 Der Weg zum Wasserfall ist relativ aufwändig. Ein Großteil des Weges kann man noch auf einer Dirt Road fahren, also eine nicht-asphaltierte, aber halbwegs befestigte Straße. Dann geht es aber noch ein ganzes Stück über eine unbefestigte ‘Straße’, die man ohne Allradantrieb nicht befahren kann und auf der wir ordentlich durchgeschüttelt wurden. 😉

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Am Parkplatz ist dann ein Pfad zum Pool ausgeschildert, der laut Schild 900m entfernt sein soll. Ich glaube ich habe noch nie so lange für 900m gebraucht, man turnt mehr oder weniger die komplette Strecke über kleine und große Felsen. Durch eben diese Felsen ist es allerdings auch sicher in dem Becken zu schwimmen, da darüber wohl keine ‘Salties’ (Salzwasserkrokodile, die gefährlichen) klettern können. Als wir schließlich am Pool ankamen, waren wir echt froh, dass wir uns etwas abkühlen durften. Der Pool hatte ca. 100m Durchmesser. Am entfernten Ende des Beckens gab es auch ein paar schöne Felsen von den man ins sehr tiefe Wasser springen konnte. :)

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Nach langem Aufenthalt, beschwerlichen 900m zurück und Fahrt über die unbefestigte Straße, haben wir erstmal Mittagspause gemacht. Zum Mittag gab es eigentlich immer große Sandwichtoastscheiben mit allerlei Salat, Gemüse und Fleisch zum selbstbelegen. Irendwie isst man bei der Hitze auch signifikant weniger, finde ich zumindest. Das war mir auch schon die Tage vorher in Darwin aufgefallen.

Danach waren wir an einem Billabong (= Gebiet das auch in der Trockenzeit Wasser hat) namens Yellow Waters um ein paar Tiere zu sichten. Und in der Tat haben wir noch ein Salzwasser-Krokodil beim Sonnen gesehen, sowie etliche (Schwimm-)Vögel. Auch haben wir gelernt, dass die großen grünen Ameisen sauer schmecken wenn man ihnen den Hintern ableckt. 😀

Den nächsten Halt machten wir wieder an einer Art Site, also Malereien auf Felsen. Hier handelte es sich um Geschichten, die gewissen Regeln darstellten und die Auswirkungen von Verletzungen von diesen Regeln beschrieben. Sehr interessant ist auch die tausende Jahre alte Warnung vor einem nahem Gebiet, als “Sickness Country”, also Land der Krankheit – heute befindet sich dort eine der größten Uran-Minen. Die ganzen Bergbauaktivitäten in der Gegend sind laut Guide auch alle ziemlich dreist: Als die Regierung vor etlichen Jahren den Ureinwohner die Kontrolle über ihre Gebiete wiedergegeben hat, wurden vorher noch 99-jährige Pachtverträge mit Bergbaugesellschaften geschlossen, die den Abbau der Uranvorkommen mitten in dem zukünftigen Nationalpark sicherstellen sollten. Wir haben auch etliche Roadtrains (LKW mit bis zu vier Anhängern) gesehen, die offenbar Rohstoffe abtransportierten. Es kommt wohl auch immer wieder vor, dass Bergbaugesellschaften versuchen die Ureinwohnern ihr Land abzukaufen – meistens zum Glück ohne Erfolg.

Am nächsten Billabong sahen wir dann auch noch einige Wallbys, die allerdings schnell weghoppelten als wir etwas dichter kamen. Auch einige seltene Wasservögel haben wir gesehen und viele von den weißen Vögeln – die Namen vergesse ich leider schon wieder alle. :(

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Als Tagesabschluss ging es noch einmal zu seinem Aussichtspunkt, auf dem wir dann die Sonne hinter den Felsen untergehen sehen konnten während wir selbst mit dem Rücken auf warmen Felsen lagen und uns den Wind um die Nase haben wehen lassen. :) Zurück am Camp war es dann schon dunkel, sodass wir mit Taschenlampen duschen mussten. Zum Abendessen gab es Reis mit im Wok über dem Lagerfeuer gebratenem Gemüse und Kangurufleisch, sehr lecker! Als alle außer uns beiden Deutschen schon schlafen waren und das Lagerfeuer nur noch etwas glühte war eine sehr angenehme Temperatur und wunderschön viele Sterne. :) In der Nacht habe ich dann super geschlafen, kein Regen, kein näherkommendes Zelt, alles fast trocken 😉

Am nächsten Morgen ging es zu den Barramundi Falls, diesmal auf den oberen Teil des “Hauptwasserfalls”. Hier floß auch im Gegensatz zu den Jim Jim Falls Wasser und die obere Felsenlandschaft bildete quasi ein Wasserspielplatz. Hier ist mir irgendwie das erste Mal aufgefallen dass es sowas sicherheitstechnisch in Deutschland nie geben würde – man kann quasi überall ohne Absperrungen hin und bei einem falschen Schritt schlicht von einer Klippe fallen.

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Nach ausgiebigen Aufenthalt ging es zurück zum Jeep um Mittag zu Essen und um dann auch schon Richtung “Heimat” aufzubrechen (fühlte sich in Darwin echt ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen an). Auf dem Rückweg nahmen wir eine andere Straße als auf der Hinfahrt, die im Gegensatz nicht so stark befahren (Dirt Road) war und noch ein paar Tierbeobachtungen aus dem Auto möglich machten. Wir sahen einen Büffel und etliche Wildpferde. Beides Spezies sind dort nicht heimisch, sondern haben sich durch ausgebrochenen Zuchttiere verbreitet.

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Auf dem Rückweg machten wir außerhalb des Parks auch noch einen Halt in einer Arts Factory, in der Aboriginal Kunst herstellen und verkaufen. Dort gab es auch einen zahmen Papageien den man auf die Hand nehmen konnte, der war sehr putzig. Allerdings hat mir später jemand erzählt, dass man dem die Flügel gebrochen hat und der nur deswegen dort bleibt – nicht mehr ganz so putzig aber auch keine Ahnung obs stimmt.

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Zurück in Darwin habe ich erstmal geduscht und war danach dann noch mit dem englischen Geschwistern und der Tierärztin etwas essen & trinken. Dabei haben wir dann noch Kontaktdaten ausgetauscht um ein bisschen gegenseitig gemachte Fotos austauschen zu können. Die beiden Engländer haben zwar ein ähnlichen Plan wie ich, haben allerdings in Melbourne angefangen und waren u.a. schon in Alice Springs. Die wollten als nächstes nach Cairns an die Ostküste, als besteht die Möglichkeit dass ich die nochmal wiedertreffe. Die Tierärztin fliegt heute nach Brisbane und hat dann wohl demnächst einen Job auf einer Kuhfarm, die werde ich wohl nicht mehr wiedersehen.

Ich selbst sitze jetzt gerade im Bus nach Alice Springs, deswegen habe ich auch soviel Zeit zu schreiben. 😉 Die Fahrt dauert ca. 21 Stunden. In Alice Springs haben ich dann erstmal zwei Tage für mich bevor es auf die nächste dreitägige Camping-Tour geht (Uluru, Kings Canyon). Was ich danach mache ist noch total unklar, ich habe noch nichts weiter gebucht. Ich denke ich werde doch nochmal Richtung Ostküste gehen, da an der Westküste außer Perth wirklich nicht viel ist (laut Aussagen etlicher). In einer Gruppe mag es ja ganz schön sein durchs nichts zu fahren, aber alleine ist das wohl doof. Nach Süden, Richtung Adelaide will ich eigentlich auch nicht, da ich dann irgendwie schon wieder so nahe an meinem Abflugort (Melbourne) bin. Zur Ostküste gibt es von Alice Springs etliche (teure) Flüge, z.B. nach Cairns oder Brisbane. In Cairns war ich ja letztes Jahr mit Sandra schon eine Woche, da zieht es mich jetzt nicht so sehr nochmal hin. Aber evtl. fliege ich nach Cairns um von dort aus dann in einen nahen Ort wie z.B. Townsville zu kommen. Busfahren ist arg unpraktisch, da kein Bus direkt von Alice Springs aus nach Osten fährt (nur Richtung Norden nach Darwin oder Richtung Süden nach Adelaide) und ich dementsprechend erst wieder ein Stück nach Norden fahren müsste um dann in einen Bus nach Osten umzusteigen. Wesentlich günstiger als Fliegen ist das ganze auch nicht (~100 AUD weniger glaube ich) und dauert halt ~2 Tage anstatt von ~3 Stunden. Naja, sobald ich wieder Internet habe, werde ich mich dann darum etwas kümmern, bevor es dann wieder auf Camping-Tour geht.

 

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